"Gefühlte" Werte bei der Mietpreisentwicklung in Lingen?

Lingen. Eine differenziertere Betrachtung der Mietpreisentwicklung in Lingen in den letzten fünf Jahren fordert der Ortsverein Lingen des Eigentümerverbandes Haus & Grund.

Der Grundtenor in der Stadt, dass Lingen immer teurer werde, was die Wohnungsmiete anbelange, sei falsch, betonten der Vorsitzende Robert Vedder und sein Stellvertreter Thomas Langer im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie sprachen von einem "gefühlten Anstieg", der nicht pauschal der Wirklichkeit entspreche.

Der 1903 im damaligen Hotel Nave am Bahnhof gegründete Verein vertritt die Interessen von derzeit 550 Vermietern und Immobilieneigentümern aus Lingen und Umgebung. Der Mitgliederanteil der Privateigentümer von Wohnungen in Lingen liegt nach Angaben des Vereins bei 90 Prozent.

Die Mieten seien in Lingen in den vergangenen Jahren angestiegen, sagte Thomas Langer. Aber nicht generell für jeden Wohnungstyp. Richtig sei außerdem, dass die Gebäudestruktur sich verändert habe. Neue Wohnungen mit anderer Ausstattung seien teurer als ältere, auch die Lage spiele eine wichtige Rolle bei der Preisbildung. "Innenstadtnah, hochwertig, möglichst mit Aufzug und dann zu einem geringen Mietpreis - das funktioniert natürlich nicht", sagte Langer. Gerade bei Neubauten seien die Kosten auch vor dem Hintergrund energetischer Vorgaben in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.

Vorsitzender Vedder wies darauf hin, dass Vermieter bei der Sanierung von älteren Wohnungen ebenfalls eine Menge Geld investieren würden. Kosten, die auf die Miete umgelegt würden. Gleichwohl sind die Vermieter, was Mieterhöhungen anbelangt, den seinen Worten und den Worten von Langer zufolge vorsichtig. Der Grund liege unter anderem darin, dass sie an langfristigen Mietverhältnissen interessiert seien.

"Das ist ein großes Thema bei unseren Mitgliedern: Wie bekomme ich gute Mieter?", berichtete Vedder. Im Vergleich zu vergangenen Jahren scheint dies heute einfacher geworden zu sein. "Die Mieterstruktur in Lingen ist gut", sagte Langer. Es gebe weniger Räumungsklagen als noch vor zehn Jahren, sagte Vedder, Fachanwalt für Mietrecht.

Der Vorsitzende und sein Stellvertreter begrüßten die Aktivitäten in der Stadt Lingen, über die Gründung der Wohnungsbaugenossenschaft „Lingener Wohnbau“ günstigen Wohnraum für die Bezieher kleiner Einkommen anzubieten. Am Brockhauser Weg entstehen aktuell für 12,42 Millionen Euro neun Gebäude mit 74 vorwiegend kleinen Wohnungen. Vermieten will die Genossenschaft die Wohnungen für 5,60 Euro je Quadratmeter. Vedder und langer wiesen darauf hin, dass private Vermieter mit Genossenschaften nicht vergleichbar seien und deren Handeln anders als eine Genossenschaft an eine Gewinnerzielungsabsicht gekoppelt sei. Zwingend sei auch das Erreichen einer bestimmten Rendite notwendig, um wirtschaftlich handeln zu können. Das brauche die Genossenschaft nicht. 

Für den Erwerb oder Neubau einer Immobilie sowie für bestimmte Modernisierungsmaßnahmen stehen Vermietern verschiedene Fördermittel der einzelnen Bundesländer zur Verfügung. Hinzu kommen zinsverbilligte Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Private Vermieter und Wohnungsunternehmen sollten jedes ihrer geplanten Bauvorhaben auf die Möglichkeit überprüfen, diese Fördermittel zu erhalten, riet Vedder.

Insgesamt sahen die beiden Vertreter des Lingener Ortsvereins Haus & Grund die Stadt Lingen im positiven Sinne als Opfer ihres Erfolges. Die in den vergangenen Jahren stetig gewachsene Attraktivität der Kommune, verbunden mit der Notwendigkeit eines Zuzuges von Fachkräften, hat den Wohnungsmarkt nach ihren Worten belebt und gleichzeitig unter Druck gesetzt.

Auf Bundesebene hat der Eigentümerverband Standpunkte zur Wohnbauentwicklung formuliert, die Vedder und Langer auch auf die Stadt Lingen übertragen. Dazu gehört die Einbeziehung privater Eigentümer in die Stadtentwicklungspolitik und die Maßgabe "Innenentwicklung vor Außenentwicklung". Die vereinfachte Flächenausweisung im Außenbereich führe zu einer Verödung der Ortskerne und Zersiedelung von Flächen.

Von Thomas Pertz - Lingener Tagespost - www.noz.de

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Bildquelle Hero-Image: By Stadt Lingen (Ems) (Stadt Lingen (Ems)) [CC0], via Wikimedia Commons

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